Ich fliege übers Niemandsland
Mit einer entschlossenen rechten Hand
Und dem Gemüt eines jungen Preisboxers
Umklammere einen Joystick
Wie den Griff eines Bierkruges
Mit einem lapidaren Knopfdruck
Könnte ich Hagel und Blitze entladen
Wie ein Jahrhundertgewitter
Im Senkflug einer Schwalbe
Schon im Bruchteil einer Sekunde
Könnte die Erde unter mir
In lodernden Flammen stehen
Und in den Schlagzeilen
Doch unsere heutige Mission
Dient nur der Aufklärung
Ich murmle kodierte Kürzel
In die Ohren des Zentralkommandos
Die in weit entfernten Bunker lauschen
Wie misstrauische Nachbarn an Wänden
Nein, keine Besonderheiten zu sehen
Keine feindlichen Stellungen
Nur ein paar Eselskarren
Ein paar Bauerndörfer
Kinder auf einem Hügel
Ihre Hände zeigen zum Himmel
Ein Schäfer mit seiner Herde
Wie einst der junge David
Wie so oft auch heute … nur Routine
Nicht so wie vor drei Tagen
Wir kehren zurück
Aus dem Niemandsland
Trinken im Hangar ein Bier
Mit unseren Mechanikern
Spielen Karten und hören Radio
„For those about to rock …“
Turnusgemäß schreibe ich den Bericht
Über den Erkundungsflug
Gebe ihn beim Kommandanten ab
Ich gehe mit Freunden essen
Abends döse ich im Bett
Der Nachrichtensprecher sagt
„Im Norden keine Zwischenfälle“
Ich schlafe ein und träume
König David hämmert auf seiner Harfe
„Wie ein Held rast er auf seiner Bahn“
Hör ich den Rotschopf singen
„Von einem Ende des Himmels
Bis zu seinem anderen
Nichts im gesamten Umkreis
Bleibt seinem Zorn verborgen“*
Feuerbälle regnen vom Himmel
Ein lauter Knall erschreckt mich
Verbrennt Bäume und Schafe
Ich wache auf und sehe um mich
Schweißgebadet taste ich nach dem Licht
Ein Buch war aus dem Regal gefallen
(* Psalm 19.6-7)
(Yehuda Schenef: Hebräisches Original „admat hefker“ – 1994 / Übersetzung: 2003)
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